Was ist gut am Älterwerden, Herr Andrack?

Manuel Andrack ist Buchautor, Moderator, Redner und Wegepate für neue Wanderwege. Über das Wandern spricht er auch auf dem Deutschen Seniorentag 2021. Am 25.11.2021 liest er aus seinen Büchern „Gesammelte Wanderabenteuer“ und „Schritt für Schritt“. Ein Gespräch vorab.

Was ist gut am Älterwerden, Herr Andrack?

Weiß ich nicht. Mehr Erfahrung? Ja, definitiv mehr Erfahrungen. Wenn ich mit Wandergruppen unterwegs bin, dann merke ich: Egal welche Frage aufkommt, welches Thema, welche Wanderregion in Deutschland, ich habe einen Erfahrungsschatz, aus dem ich schöpfen und antworten kann. Und das können Jüngere einfach nicht. Das ist irgendwie ganz schön praktisch am Älterwerden.

Sie sind jetzt 56 Jahre alt. Was hilft Ihnen beim Älterwerden?

Mir hilft es, mit großer Zufriedenheit zurückzublicken über das bisher Erreichte. Ich muss nichts mehr beweisen und mache, was mich erfüllt. Man muss ja über die Midlife-Crisis hinwegkommen. Da habe ich die Kurve bekommen, indem ich meinen Job gewechselt habe. Vom Fernsehmenschen zum Profiwanderer. Der Psychologe Wolfgang Schmidbauer hat mal gesagt, man sollte sich frühzeitig darüber Gedanken machen, was man mit 75 macht. Das fand ich super, und ich hab mir gedacht: Ich plane meine Rente mit 74.

Verändert sich das Wandern mit dem Älterwerden?

Natürlich, das habe ich in den letzten 25 Jahren gemerkt. In meinem ersten Wanderbuch 2004 war ich noch voll auf der Linie: Weniger als 30 Kilometer am Tag zählt nicht. Da musste der Schweiß strömen und es so richtig sportlich sein. Da bin ich längst von weg. Mittlerweile habe ich mir vorgenommen, nie wieder mehr als 25 Kilometer am Tag zu wandern. Weil es mir einfach keinen Spaß macht. Die extremen Sachen habe ich hinter mir.

Ist Wandern die beste Medizin?

Allerdings. Das ist wirklich sehr gut erforscht. Es ist gut gegen den grauen Star, gut für Herz und Kreislauf. Es gibt keine adipösen Wanderer. Wandern wirkt als Prophylaxe gegen viele Erkrankungen und auch als psychisches Therapeutikum, um gut drauf zu bleiben. Wandern macht glücklich.

Warum wandern Sie so gern?

Ich glaube, das Wesen meiner Wanderfreude ist, dass ich gern Sachen neu entdecke. Natürlich habe ich auch Stammstrecken. Aber wenn ich eine neue Wandertour plane, gucke ich immer, dass ich dort gehe, wo ich noch nie gegangen bin. Alle in Deutschland haben um die Ecke ein sehr, sehr großes Angebot an Wanderwegen. Und man kann überall etwas Neues entdecken.

Wie motiviert man Menschen, mit dem Wandern anzufangen?

Probier‘s einfach aus, es macht Spaß. Für den Anfang braucht man nichts. Gar nichts. Man kann einfach in Jeans loswandern. Vielleicht sollte man sich einen schönen sonnigen, nicht so heißen Tag aussuchen, bequeme Schuhe anziehen und einfach rausgehen. Man kann es auch Spaziergang nennen. Viele verbinden mit Wandern Alpenüberquerung, aufwärts kraxeln, dicker Rucksack und in der Hütte übernachten. Das ist Quatsch. Es gibt tolle Wanderwege, die sind viereinhalb Kilometer lang. Da ist man in zwei Stunden durch. Man hat was anderes erlebt, war an der frischen Luft, hat sich bewegt, ist aber nicht kaputt. Und es hat Spaß gemacht.

Interview: Valeska Zepp

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