Was ist gut am Älterwerden, Angelika Zahrnt?

Die Ökonomin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Angelika Zahrnt, geboren 1944, war zehn Jahre Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und ist seit 2008 BUND-Ehrenvorsitzende. Sie setzt sich seit vielen Jahrzehnten für Klima- und Umweltschutz, für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem und eine gerechte Gesellschaft ein – als politische und wissenschaftliche Beraterin, Referentin und Autorin. Auf dem Deutschen Seniorentag nimmt sie an einer Gesprächsrunde zum Thema Nachhaltigkeit teil.
Was ist gut am Älterwerden?
Dass ich mir selbst und anderen nichts beweisen muss. Dass ich mein Lebenstempo selbst wählen und bei Anfragen zu Vorträgen und Artikeln leichter Nein sagen kann. Aber das muss frau auch erst einmal üben. Ich bin jetzt 80 und merke, dass das Älterwerden mich, meine Familie und Freunde zunehmend beschäftigt. Auch wegen der Sorge vor dem Nachlassen der körperlichen und geistigen Beweglichkeit finde ich es ermutigend, Senioren und Seniorinnen zu erleben, die sich für sich und andere einsetzen und ihre eigenen Wege zur Zufriedenheit finden. Und dass es viele Einrichtungen und Initiativen gibt, die sie dabei unterstützen.
Wofür engagieren Sie sich?
Dafür, dass die natürlichen Lebensgrundlagen auf der Erde erhalten bleiben, dass der Klimawandel gestoppt und die Artenvielfalt nicht zerstört wird. Dafür, dass alle Menschen auf unserem Planeten ein gutes Leben haben. Das bedeutet, dass es eine gerechte Verteilung von Lebens-Chancen zwischen den Ländern im Norden und den Ländern im Süden gibt – und auch zwischen heutigen und nachfolgenden Generationen.
Worauf kommt es in diesen Zeiten an?
Es ist zentral, dass Kriege beendet werden. Sie bedeuten vor allem menschliches Leid – und auch Zerstörung von Natur und Kultur. Worauf es in diesen Zeiten des umwelt- und klimapolitischen Gegenwinds ankommt: Dass sich die Politik auf allen Ebenen verstärkt für Umwelt- und Naturschutz einsetzt. Dass die zivilgesellschaftlichen Organisationen in ihrem Engagement nicht nachlassen. Und dass sich auch die Einzelnen in ihren Bemühungen um einen nachhaltigen Lebensstil nicht entmutigen lassen. Wir müssen uns verabschieden von dem Ziel des „Weiter, schneller, mehr“ und stattdessen einen Lebensstil anstreben, der sich am „Genug“ orientiert – an einer Zufriedenheit, die sich aus dem Erleben von sozialer Gemeinschaft, von Natur und Kultur speist.
Zur Veranstaltung „Nachhaltig Zukunft gestalten” im Musensaal