Wofür engagieren Sie sich, Franz Müntefering?

Franz Müntefering, Jahrgang 1940, ist Botschafter des 14. Deutschen Seniorentages. Der frühere SPD-Vorsitzende, Bundesminister und Vize-Kanzler war von 2015 bis 2021 Vorsitzender der BAGSO. In seinem aktuellen Buch „Nimm das Leben, wie es ist. Aber lass es nicht so.“ erzählt er in Gedanken, Reimen und Geschichten über die Liebe zum Leben und was das für die Politik bedeutet. Auf dem Deutschen Seniorentag spricht er über die Verletzlichkeit des Alters.
Wofür engagieren Sie sich?
Dafür, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu unterscheiden. Was vor allem wichtig ist: Dass jeder Mensch ein gutes Leben hat, so verschieden wir auch sind. Die Politik hat dabei den Menschen zu dienen. Sie ist nicht das Erstrangige, Politik ist ein Instrument. Ich habe immer noch Riesenspaß daran und auch großen Respekt vor denen, die Politik machen.
Was ist gut am Älterwerden?
Das man lebt. Ich bin jetzt 85 und lebe noch gern. Die Welt wird mit dem Älterwerden größer. Man gewinnt immer weitergehende Erkenntnisse über die Gesellschaft und wie alles zusammenhängt. Dabei ist das Bewusstsein wichtig, dass man Hilfe geben kann und dass man auf Hilfe angewiesen ist. Hilfe ist lebensunmittelbar und lebenswichtig.
Was hätten Sie gerne früher gewusst?
Es ist wichtig, Mut zum ganzen Leben zu haben. Früher hieß es immer: „Über das Älterwerden und Sterben musst du nicht sprechen, das tust du von allein.“ Wir haben darüber gelacht, aber es war und ist Quatsch. Über das Älterwerden und über das Sterben müssen wir sprechen. Nicht erst, wenn es so weit ist.
Worauf kommt es in diesen Zeiten an?
Ich weiß gar nicht, ob diese Zeiten so besonders sind. Oder ob sie immer den Menschen, die gerade leben, so besonders vorkommen. Was wir, die Älteren, wissen, das müssen wir auch nutzen, das müssen wir einbringen. Wir müssen mit unserer Lebenserfahrung in die Gesellschaft gehen. Das heißt, man muss miteinander sprechen, man muss aufeinander hören. Es kommt auf Solidarität an und darauf, dass man gesprächsfähig bleibt.