Wofür engagieren Sie sich, Jan-Christof Scheibe?
Der Musiker, Komponist und Comedian Jan-Christof Scheibe, Jahrgang 1963, gründete vor zehn Jahren den Chor„Heaven Can Wait". Mindestalter: 70 Jahre. Zurzeit interpretieren Sängerinnen und Sänger zwischen 70 und 97 in bunten Bühnenshows aktuelle Rock- und Popsongs, begleitet von einer Band. 2023 kam ein Dokumentarfilm über „Heaven Can Wait“ in die Kinos. Auf dem Deutschen Seniorentag tritt der Chor bei der Eröffnungsveranstaltung auf.
Wofür engagieren Sie sich?
Ich engagiere mich für Wahrhaftigkeit und Unverstelltheit, auch auf der Bühne. Ich möchte als Chorleiter kein falsches Pathos, keine angelernten Plattitüden hören, sondern reine Emotion.
Worauf kommt es in diesen Zeiten an?
Austausch und Verständigung sind unglaublich wichtig. Einander verstehen fördert den Zusammenhalt – in politischen Lagern und zwischen den Generationen. Es gibt ein Sprichwort der Ureinwohner Amerikas: „Bevor du einen anderen Menschen beurteilst, laufe einen Tag lang in seinen Schuhen.“ Die Älteren wissen wenig über die Jüngeren, und umgekehrt. Dennoch können beide Seiten unglaublich voneinander profitieren. Deswegen singen wir im „Heaven can Wait“-Chor ganz bewusst junge Musik. So bekommen der Chor und das Publikum einen Eindruck vom Lebensgefühl der jungen Generation. Das hält den Kopf unglaublich beweglich. Und gleichzeitig werden diese juvenilen Songs durch unsere Interpretation angereichert mit dem Reichtum an Lebenserfahrung der Älteren.
Was hätten Sie gerne früher gewusst?
Dass ich kostbare Lebenszeit verschwende bei dem Versuch, mich zu verbiegen, um in bestimmte Formate zu passen.
Was ist gut am Älterwerden?
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, alt zu werden: sich zu verschließen und in einer kleinen, übersichtlichen, aber auch etwas zurechtgebogenen Wahrheit einzurichten. Oder sich zu öffnen, auch für Neues, und damit den nachfolgenden Generationen eine Stütze zu sein. Weil man wahrhaftig über die positiven und negativen Erfahrungen des eigenen Lebens spricht. Das ist nach meiner Auffassung die gute Art, älter zu werden.
Foto: © Jan Christof Scheibe