Worauf kommt es in diesen Zeiten an, Frau Mensah-Schramm?

Irmela Mensah-Schramm, Jahrgang 1945, entfernt in ganz Deutschland rassistische und antisemitische Aufkleber und übersprüht rechtsradikale Graffiti. Mit Ceranfeld-Schaber, Lösungsmitteln und Spraydosen in der Tasche zieht sie seit 1986 los. Sie wurde mehrfach wegen Sachbeschädigung angezeigt und stand vor Gericht. Auf dem 14. Deutschen Seniorentag spricht sie auf einer Podiumsdiskussion über ihr Engagement. 

Wofür engagieren Sie sich?

Ich lebe schon immer für ein würdevolles Miteinander und einen respektvollen Umgang, in der Schule, am Arbeitsplatz, im privaten Umfeld und beim Engagement. Menschenwürde war für mich schon als Kind sehr wichtig. Ich gehöre zur ersten Nachkriegs-Generation und bin deshalb eine leidenschaftliche Pazifistin. Das demonstriere ich täglich mit meinen beschrifteten Jutebeuteln, mit unmissverständlichen Aussagen wie „Nazis weg – wir schaffen es“. 

Worauf kommt es in diesen Zeiten an?

Glaubwürdig und ein Vorbild zu sein - auch wenn das Konsequenzen hat. Ich schrecke vor möglichen strafrechtlichen Maßnahmen nicht zurück, wenn es darum geht, mit Leidenschaft für Demokratie, Frieden, Menschenrechte und Menschenwürde zu kämpfen. Ich will nicht warten, bis andere endlich aufwachen und handeln.

Was hätten Sie gern früher gewusst?

Wie Polizei, Justiz und letztendlich auch Kommunalpolitik mit meinem Engagement umgehen würden. Das hätte mich ganz sicher nicht gebremst, aber ich hätte manche Enttäuschung besser ertragen.

Was ist gut am Älterwerden?

Ich nehme mir mehr Zeit zum Nachdenken und Zurückschauen. Ich erinnere mich daran, wie ich als Kind war, an mein Verhalten, meine Ungeduld. Das hilft mir, die jungen Menschen heute besser zu verstehen.

Zur Veranstaltung „Engagiert für eine offene Gesellschaft” im Musensaal